25.02.2021

Offener Brief

Offener Brief an die Politik und den Landtag von Rheinland-Pfalz

Wir sind Teil der Lösung und nicht Teil des Problems -Bitte helfen Sie uns, unsere Mitglieder wieder bei ihrer Gesunderhaltung zu unterstützen

 

Ministerpräsidentin Malu Dreyer

Minister des Innern und für Sport Roger Lewentz

Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Sabine Bätzing-Lichtenthäler 

 

MdL Herr Dr. Gensch

MdL Herr Alexander Fuhr

MdL Steven Wink

MdL Daniel Köbler

 

Bürgermeister von Zweibrücken Dr. Wosnitza

Christian Gauf

Christina Rauch 

 

Mitglieder des balance Fitness und Gesundheit 

Sehr geehrter Damen und Herren,

seit 25 Jahren betreibe ich einen Fitness- und Gesundheitsclub in Zweibrücken. Die Corona – Krise und die damit verbundenen Entscheidungen der Politik bringen mich und mein Unternehmen an den Rand der wirtschaftlichen Existenz – nein, sogar darüber hinaus. Dies geht nicht nur mir so, sondern nahezu unserer gesamten Branche.

Als Spezialisten für Prävention sowie gesundheitsorientiertes Kraft- und Ausdauertraining sind wir eine wichtige Säule des Gesundheitssystems. Die stetige Aufklärungsarbeit sowie ein steigendes Maß an Qualität und Professionalität der Fitnessbranche haben dazu geführt, dass sich die Zahl der Fitness- und Gesundheitssportler in den zurückliegenden 15 Jahren nahezu verdreifacht hat. All diese Menschen, unsere Kunden, betreiben Prävention auf eigene Kosten und entlasten dadurch das deutsche Gesundheitssystem erheblich. Ein Durchschnittsalter von weit über 40 Jahren (im bundesweiten Durchschnitt) macht deutlich, dass zunehmend ältere und auch alte Menschen vor allem das Krafttraining als Basis für Gesundheit und Wohlbefinden schätzen. Für diese Menschen ist Spazierengehen, Joggen oder das alleinige Üben zuhause keine Lösung - sogar fahrlässig, zumal viele von ihnen bereits mit Vorschädigungen behaftet sind. Die Trainierenden sind von akuten und zu erwartenden gesundheitlichen Langzeitfolgen betroffen, da sie ihrem regelmäßigen Training und ihrer Therapie seit Monaten nicht in gewohnter Form nachkommen können. Hier gilt es, gemeinsam kurz- und mittelfristige Lösungen zu finden. 

In Zeiten einer Pandemie, in denen die Regierung die Gesundheit der Menschen an die erste Stelle stellt, agiert eine ganze Branche, die Teil der Lösung im Gesundheitssystem ist, in fehlender Planungssicherheit und ohne Perspektive. 

Unsere Frage an Sie: Wann können die Fitnessstudios wieder öffnen?

Blicken wir zurück auf das Ende des ersten Lockdown im Frühjahr 2020, so wurde vorgegeben, unter welchen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen die Studios wieder öffnen und betrieben werden dürfen. Nahezu alle Studios haben diese Voraussetzungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen, um ein Maximum an Sicherheit für die Kunden zu gewährleisten. Neben den bereits vorher üblichen Standard-Maßnahmen wie Desinfektions- und Mindestabstandsregeln wurden

✔️Terminbuchung für Einzel- und Gruppentrainings etabliert

✔️während der gesamten Öffnungszeit geschulte Mitarbeiter für die Einhaltung der Regeln verantwortlich eingesetzt

✔️Lüftungskonzepte erstellt und umgesetzt und teilweise die Maskenpflicht freiwillig so streng ausgelegt, dass die Masken nur am jeweiligen Gerät noch abgenommen werden durften

✔️Zugangsbeschränkungen pro Fläche restriktiv eingehalten und jeder Besuch vollautomatisch und kontaktlos zur Nachverfolgung verwaltet und registriert.

Die Investitionen in diese Maßnahmen, die trotz massiver finanzieller Einbußen aus dem ersten Lockdown getätigt wurden, waren erfolgreich. Dies wurde durch die SafeActive-Studie  eindeutig belegt: Bei mehr als 62 Mio. Studiobesuchen wurde eine durchschnittliche Infektionsrate von lediglich 0,78 Fällen pro 100.000 Besuchen festgestellt. Zudem wäre im Fall der Fälle in der Fitnessbranche eine lückenlose Nachverfolgung möglich, da jeder Besuch exakt und minutengenau erfasst wird und die Clubs über sämtliche Kontaktinformationen bereits verfügen. 

Die Antwort der Bundesregierung auf alle vorgenannten Bemühungen und Investitionen sah jedoch so aus, dass unsere Branche erneut als erste wieder schließen musste und rund 12 Mio. Menschen erneut auf ihr dringend benötigtes Gesundheitstraining bis heute verzichten müssen.

Das beste Mittel zur Stärkung des Immunsystems ist das gezielte Training unserer Muskulatur! Neben dem großen und wichtigen Thema „Immunsystem“, für das das Krafttraining das derzeit wirksamste „Medikament“ ohne jegliche Nebenwirkungen darstellt, haben wir in der Bevölkerung ein weiteres, wichtiges Thema: Die Sarkopenie. Sarkopenie bezeichnet den mit fortschreitendem Alter zunehmenden Abbau von Muskelmasse und Muskelkraft. Ab dem 25. Lebensjahr verliert der Mensch von Natur aus ca. 1% der Muskelmasse. Ab einem Verlust von 15% gilt man bereits als therapiebedürftig, ab 40-50% als hilfebedürftig. Diesem natürlichen Prozess kann und sollte durch das Training der Muskulatur entgegengewirkt werden. Ein gezieltes Muskeltraining sowie die Verbesserung der Beweglichkeit sind heute fester Bestandteil jeder Therapie und es ist bekannt, dass der Verlust von Muskelmasse das Entstehen von Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, orthopädische Erkrankungen sowie Krebs begünstigt. 

Die muskuläre Inaktivität, zu der die Schließung der Fitnessstudios in Konsequenz weitestgehend führt, beeinflusst zudem den Hormonhaushalt. Es werden keine neuen Glückshormone produziert und Stresshormone können nicht mehr abgebaut werden. Beides beeinflusst unsere Gesundheit nachhaltig negativ. Seit Monaten lebt die Bevölkerung in Angst und Orientierungslosigkeit und dies führt dazu, dass das Immunsystem bereits geschwächt ist. Angst führt dazu, dass unser Immunsystem innerhalb von Sekunden zusammenbricht. In dem Moment, wo unser Immunsystem zusammenbricht, sind wir komplett ungeschützt. Tragen Sie mit Ihrem Auftreten nach Außen dazu bei, die Achtsamkeit und Vorsicht zu betonen, aber Ängste in der Bevölkerung abzubauen anstatt diese weiter zu schüren. Tragen Sie dazu bei, dass wir Risikogruppen aufgrund von Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2, viszeralem Fett und Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren anstatt diese durch „Helden-Videos“ voller Junkfood und Inaktivität zu vergrößern.

Ebenso sollte man dringend wissen, dass das Immunsystem synchron zu unserer Muskulatur altert. Es ist daher aus wissenschaftlicher Sicht nicht korrekt, Risikogruppen aufgrund des kalendarischen Alters zu definieren. Es gibt Menschen, die über 70 Jahre alt sind, aber aufgrund ihrer Muskulatur ein Immunsystem einer 30-jährigen Person abbilden und auf der anderen Seite gibt es junge Menschen, die ein hohes biologisches Alter und somit ein schwaches Immunsystem haben. Durch die physische Inaktivität, verlagert sich das Infektionsproblem von > 70 Jahre Lebensalter auf 45-50 Jahre Lebensalter. Was also ausnahmslos ALLE Menschen benötigen, ist ein dosiertes Krafttraining mit einem Muskelreiz, da eine schwache Muskulatur auch zu einem schwachen Immunsystem führt.

„Den Kampf gegen Corona gewinnen wir nur gemeinsam!“ – Ja, das sehen wir genauso. Wir sind davon überzeugt, dass eine Neu-Einordnung von Fitnessclubs in Deutschland in Bezug auf verschiedene Lockdown-Stufen dringend notwendig ist.

Der kürzlich als Entwurf veröffentlichte  Stufenplan  ist dabei ein weiterer Schritt gegen die aktive Gesunderhaltung der Menschen. Die Öffnung der Fitnessstudios ist hier erst nach 5 Wochen stabiler Inzidenz unter 35/100.000 geplant und damit nach Kinos, Hotels, Theatern, Kneipen (!) und dem Einzelhandel sowie dem Vereinssport.  Uns ist bewusst, dass die Infektionszahlen in Deutschland weiterhin größte Beachtung erfordern. Wir sind allerdings der festen Überzeugung, dass Fitnessstudios in diesem Zusammenhang von der Politik anders behandelt werden sollten als bisher. Bei den fallenden Infektionszahlen ist eine zügige Öffnung der Studios ein konsequenter Schritt. 

Die „PhysicalActivityGuidelines2020 “ der WHO empfiehlt allen Menschen Ausdauer- und Krafttraining. Allein Fitnessstudios haben die Infrastruktur, um dies flächendeckend zu ermöglichen. Wir sind überzeugt, dass Fitnessstudios aufgrund der Bedeutung von körperlicher Aktivität im Zusammenhang mit Krankheiten als ein Teil der Lösung – und nicht als Teil des Problems - gesehen werden sollten. 

 

Die staatlichen Wirtschaftshilfen kommen spät an und reichen nicht!

Die schon im Oktober angekündigten Ausfallentschädigungen konnten nur schleppend beantragt werden, um dann erfahren zu müssen, dass wir als Club keine finanziellen Hilfen erhalten werden. Anlagen wie unsere werden auf einer Fläche von über 1.000 Quadratmetern und mit einem enormen Aufwand an Geräten und Equipment betrieben. Das Ganze zudem auch sehr personal- und auch energieintensiv. Anders als die Gastronomie können wir Fitnessclubs diese Fixkosten mit Ausnahme der Personalkosten auch in Zeiten der Schließung nicht reduzieren. Mieten, Leasingraten, Lizenzgebühren, Versicherungen - alle Kosten laufen auch in diesen Zeiten in vollem Umfang weiter. 

Da nahezu alle Kosten weiterlaufen, stellt dies eine existenzielle Bedrohung für die Unternehmen dar. Durch die Aussage der Regierung, dass die betroffenen Unternehmen schnell und unbürokratisch Hilfen erhalten würden, wurde an die Mitglieder  der Studios ein völlig falsches Bild der Situation vermittelt. Somit fehlt nicht nur finazielle Hilfe, sondern man nimmt uns auch unserer Neukundengeschäft in den stärksten Monaten des Jahres. Das macht ein Vertrauen in die Politik sehr schwierig und schafft Verzweiflung bei allen Betroffenen. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass durch den verordneten Lockdown nicht nur zahlreiche Unternehmen und Arbeitsplätze gefährdet sind, sondern speziell in unserem Sektor auch erhebliche Kollateralschäden für die nationale Gesunderhaltung sowie eine Schwächung der Abwehrkräfte gegenüber einer Covid-19 Erkrankung in Kauf genommen werden. 

Fazit: Wir plädieren für eine neue Öffnungsstrategie

Unter Berücksichtigung dieser Sach- und Faktenlage ist klar erkennbar, dass die Schließung von Fitness- und Gesundheitsstudios die falsche Strategie war und eine differenzierte Betrachtung und Handlung zwingend erforderlich ist. Unsere Branche ist demnach nicht länger in der Kategorie „Freizeit“ anzusiedeln! Unsere Branche ist maßgeblich für die Gesundheit der Bevölkerung entscheidend. Wir fordern, dass die gesundheitsorientierten Fitnessanlagen zu den Betrieben gehören, die zuerst wieder geöffnet werden, da sie im Bezug zur Gesundheit systemrelevant sind und jedem Trainierenden helfen, seine Abwehrkräfte zu stärken.  

Bitte sorgen Sie dafür, dass wir nicht zuschauen müssen, sondern mit unserem Wissen und unserem wertvollen Produkt „Training“ einen großen Beitrag zur Vermeidung von Schäden durch Corona für die Bevölkerung beitragen können.

Für ein Gespräch stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Herzlichen Dank und viele Grüße

 

Günter Holz

Inhaber . Physiotherapeut

 

Tobias Wittstadt

Dipl. Sportlehrer 

 

 

 

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